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Das neue Meldesystem gegen Gewalt in der Pflege: Ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit

Autorenbild: Auf- und UmbruchAuf- und Umbruch

Gewalt in der Pflege ist ein sensibles und leider oft tabuisiertes Thema. Pflegekräfte, BewohnerInnen und Angehörige können gleichermaßen betroffen sein – sei es durch physische Gewalt, psychischen Druck oder Vernachlässigung. Um dem entgegenzuwirken, wird in Deutschland ein neues Meldesystem eingeführt, das mehr Transparenz und Schutz für alle Beteiligten schaffen soll.


Warum ein neues Meldesystem?

Gewalt in der Pflege tritt in verschiedenen Formen auf. Sie reicht von verbalen Übergriffen bis hin zu körperlichen Angriffen oder der bewussten Vernachlässigung von Pflegebedürftigen. Studien zeigen, dass viele Vorfälle nicht gemeldet werden – sei es aus Angst vor Konsequenzen, Scham oder mangelndem Vertrauen in bestehende Strukturen.

Das neue Meldesystem soll diese Hemmschwelle abbauen. Ziel ist es, Pflegeeinrichtungen und Betroffene gleichermaßen zu unterstützen, Vorfälle von Gewalt zu melden und damit einen Beitrag zur Prävention und Aufarbeitung zu leisten. Transparenz und Schutz stehen dabei im Vordergrund


Wie funktioniert das Meldesystem?

Das neue System sieht vor, dass Vorfälle anonym oder unter Angabe von Kontaktdaten gemeldet werden können. Es wird in erster Linie digital umgesetzt, um einen niederschwelligen Zugang zu schaffen. Hier sind die wesentlichen Schritte:

  1. Niederschwellige Meldung: Betroffene oder ZeugInnen können Vorfälle über eine Online-Plattform oder eine Hotline melden. Dabei können sie anonym bleiben.

  2. Verarbeitung der Meldung: Die eingegangenen Meldungen werden von geschulten Fachkräften analysiert. Sie beurteilen den Sachverhalt und leiten gegebenenfalls weitere Schritte ein.

  3. Unterstützung und Aufarbeitung: Je nach Schweregrad des Vorfalls werden betroffene Personen beraten, und es erfolgt eine Intervention in der Pflegeeinrichtung. Dabei steht der Schutz der Betroffenen im Mittelpunkt.

  4. Datenanalyse: Die Meldungen werden anonymisiert ausgewertet, um Muster und Häufigkeiten zu erkennen. Diese Daten fließen in Präventionsstrategien ein.


Chancen des neuen Systems

Das Meldesystem bietet zahlreiche Vorteile für alle Beteiligten:

  • Schutz für Betroffene: Pflegebedürftige und Pflegekräfte erhalten einen geschützten Raum, um Vorfälle zu melden.

  • Prävention: Durch die Analyse von Mustern können präventive Maßnahmen entwickelt und gezielt umgesetzt werden.

  • Transparenz: Pflegeeinrichtungen können durch die Zusammenarbeit mit dem System ihre internen Strukturen verbessern und eine Kultur der Offenheit etablieren.

  • Bewusstseinsbildung: Das System trägt dazu bei, das Thema Gewalt in der Pflege zu enttabuisieren und in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.


Herausforderungen und offene Fragen

Trotz der positiven Ansätze bringt das neue Meldesystem auch Herausforderungen mit sich. Eine der zentralen Fragen ist die Akzeptanz: Es bleibt abzuwarten, wie schnell Pflegeeinrichtungen, Pflegekräfte und Betroffene das System annehmen und es tatsächlich nutzen. Oftmals besteht eine Zurückhaltung, Vorfälle zu melden, sei es aus Angst vor Konsequenzen oder mangelndem Vertrauen in die Verarbeitung der Daten.

Auch die Ressourcenfrage spielt eine wichtige Rolle. Die Umsetzung und Betreuung des Systems erfordert geschulte Fachkräfte, die in der Lage sind, Meldungen professionell zu analysieren und angemessene Reaktionen einzuleiten. Darüber hinaus sind ausreichende finanzielle Mittel notwendig, um die Plattformen und die notwendige Infrastruktur langfristig zu betreiben.

Ein weiteres zentrales Thema sind die Rechtsfragen, insbesondere der Umgang mit anonymen Meldungen. Hier müssen klare Regelungen getroffen werden, um sowohl die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen als auch einen Missbrauch des Systems zu verhindern. Nur wenn diese Aspekte transparent geregelt sind, kann das System das Vertrauen der Nutzer gewinnen.

Wir bieten auch viele Seminare zur Gewaltprävention an. Schau Dir jetzt unsere zentralen Schulungen an oder stelle uns Deine Anfrage für eine personalisierte Inhouse-Schulung.


Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung

Das neue Meldesystem ist ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen Gewalt in der Pflege. Es schafft eine Plattform, die Schutz, Transparenz und Prävention fördert. Gleichzeitig wird es dazu beitragen, das Bewusstsein für dieses sensible Thema zu stärken und langfristig eine Kultur der Offenheit und Sicherheit in der Pflege zu etablieren. Jetzt liegt es an uns allen – Pflegekräften, Einrichtungsleitungen, Angehörigen und der Gesellschaft –, dieses System zu nutzen und weiterzuentwickeln, um ein gewaltfreies Umfeld für alle zu schaffen.


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