Für ältere Menschen und Pflegebedürftige sind Stürze eine ernstzunehmende Gefahr, die gravierende Folgen für ihre Gesundheit und Lebensqualität haben kann. Mit dem Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege wurde ein zentrales Instrument geschaffen, um das Sturzrisiko zu minimieren und die Sicherheit in der Pflege zu erhöhen. Doch Sturzprophylaxe geht weit über die reine Vermeidung von Unfällen hinaus – es geht darum, die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zu berücksichtigen und ihre Selbstständigkeit zu fördern.
Der Mensch im Fokus der Sturzprophylaxe
Ziel der Sturzprophylaxe ist es nicht nur, physische Verletzungen wie Knochenbrüche zu verhindern, sondern auch die psychischen Auswirkungen von Stürzen zu minimieren. Ein Sturz kann bei vielen Betroffenen zu einem erheblichen Verlust des Vertrauens in die eigene Mobilität führen, was wiederum ihre Bewegungsfreiheit einschränkt. Daher liegt der Schwerpunkt der Sturzprävention darauf, das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Selbstbestimmung zu wahren. Pflegekräfte sollten die Betroffenen umfassend aufklären und in die Planung der Maßnahmen einbeziehen, um ihre Eigenverantwortung und Mobilität zu fördern.
Individuelle Risikoeinschätzung als Schlüssel
Der Expertenstandard sieht vor, dass das Sturzrisiko individuell und systematisch bewertet wird. Hierbei fließen verschiedene Faktoren ein, wie beispielsweise die körperliche Verfassung, der Einsatz von Medikamenten und frühere Sturzerfahrungen. Durch eine genaue Analyse können Pflegekräfte frühzeitig präventive Maßnahmen ergreifen, die genau auf die Bedürfnisse der jeweiligen Person zugeschnitten sind.
Wirksame Maßnahmen
In der Praxis gibt es zahlreiche bewährte Ansätze, um das Sturzrisiko zu senken. Dazu zählen:
Anpassung der Umgebung: Durch die Beseitigung von Stolperfallen und die Verbesserung der Beleuchtung kann die Sicherheit deutlich erhöht werden.
Nutzung von Hilfsmitteln: Gehhilfen wie Rollatoren oder Gehstöcke bieten zusätzliche Stabilität und fördern die Mobilität.
Körperliche Aktivität: Spezielle Übungen zur Stärkung der Muskulatur und Verbesserung des Gleichgewichts tragen maßgeblich zur Sturzvermeidung bei.
Medikamentenanpassung: Medikamente, die Schwindel oder Müdigkeit verursachen, sollten regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
Wichtig! Sie dir an, wie sich die ExpertInnengruppe des DNQP dazu positioniert: "[Das Ziel der Sturzprophylaxe] ist ausdrücklich nicht durch eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit zu erreichen, sondern vielmehr durch die Erhaltung bzw. Wiederherstellung einer größtmöglichen, sicheren Mobilität von pflegebedürftigen Menschen, verbunden mit einer höheren Lebensqualität. Die Mitglieder der Expertenarbeitsgruppe sprechen sich daher gegen jegliche Form freiheitsentziehender Maßnahmen zum Zwecke der Sturzprophylaxe aus." (Sturzprophylaxe in der Pflege, 2. Aktualisierung 2022) |
Angehörige als Partner in der Sturzprophylaxe
Die Einbindung von Angehörigen ist ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Sturzprävention. Sie können nicht nur im Alltag unterstützen, sondern auch wertvolle Informationen über das Verhalten und die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen liefern. Die kontinuierliche Information und Beratung der Angehörigen hilft dabei, Maßnahmen langfristig und wirksam umzusetzen.
Fazit: Sicherheit durch Prävention
Sturzprophylaxe bedeutet, individuelle Lösungen zu finden, die den Betroffenen Sicherheit und Selbstständigkeit bieten. Der Expertenstandard Sturzprophylaxe ist dabei ein wichtiges Instrument, das Pflegekräfte in die Lage versetzt, Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu handeln. Durch kontinuierliche Schulungen und den Einsatz von präventiven Maßnahmen wird nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erhöht, sondern auch ihre Sicherheit maßgeblich verbessert.
Mehr zu dem Thema findest du HIER in unserem ersten Blogbeitrag zu diesem Expertenstandard!
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