In unserem letzten Blogeintrag haben Sie Susanne Becker kennengelernt. Sie ist Gesundheits- und Krankenpflegerin und auf dem besten Wege, Praxisanleiterin zu werden. Neben den theoretischen Herausforderungen wie der Facharbeit, trifft Frau Becker auch in der Praxis auf einige Hürden. Als sie sich bei ihrer WBL und PDL gemeldet hatte, ging sie davon aus, zeitliche Ressourcen zu bekommen. Jetzt im Alltag merkt sie, dass ihr die Praxisanleitung zusätzlich aufgebrummt wird. Eine Kollegin sagte sogar gestern zu ihr „Du hast doch den Schüler! Da könnt ihr mir doch zwei Zimmer abnehmen. Das ist doch wohl nicht zu viel verlangt…“ Da platzte Frau Becker der Kragen.
Seien Sie sich der gesetzlichen Anforderungen bewusst
Die Situation von Frau Becker kennen viele von uns. Gerade, wenn Personal ausfällt, ist der Einsatz von SchülerInnen sehr nahe und bequem. Allerdings ist uns allen klar, dass Personen in der Ausbildung besondere Aufmerksamkeit benötigen, um gute Fachkräfte zu werden. Daher hat der Gesetzgeber mit der Pflegeberufereform auch festgelegt, dass 10% der Arbeitszeit der Lernenden mit Praxisanleitenden verbracht werden muss (siehe §4 (1) PflAPrV). Dabei ist ein Einfaches „nebeneinander arbeiten“ nicht ausreichend. Im Gesetz steht ganz klar, dass diese Zeit genutzt werden soll, um „geplant und strukturiert auf der Grundlage des vereinbarten Ausbildungsplanes“ zu arbeiten (ebenfalls im §4 (1) PflAPrV). Es gibt keine Diskussion mehr, ob Ausbildungszeit gegeben werden kann oder nicht. Wer Pflegefachfrauen und -männer ausbilden möchte, muss sich an diese Vorgaben halten! Frau Becker hat in ihrer Weiterbildung von den gesetzlichen Grundlagen gehört und geht damit in ein freundliches Gespräch mit ihrer WBL. Diese kannte die genauen Hintergründe der 10% Regelung nicht und war froh, dass sie von ihrer kompetenten Praxisanleiterin darauf hingewiesen wurde.
Sichern Sie sich die Unterstützung ihres Teams
Mit der Verabredung mit der WBL hat sich für Frau Becker aber immer noch nicht der überflüssige Kommentar der Kollegin erledigt. Sie spricht die Kollegin offen darauf an. Leider hat die Kollegin absolut kein Verständnis für die Ausbildung. Sie denkt „Zwei Köpfe mit vier Händen“ – man könne also die doppelte Arbeit schaffen. Frau Becker ist verärgert und beschließt, in den kommenden Übergaben von der Praxisanleitung zu berichten. Sie spricht dies kurz mit ihrer WBL ab, die zwar etwas irritiert, aber einverstanden ist. Bei der nächsten Übergabe erzählt Frau Becker von dem Erstgespräch mit der neuen Schülerin und der Ausbildungsplanung. Dabei erwähnt sie ganz bewusst die verschiedenen Lernmethoden, die sie mit der Schülerin ausprobieren möchte. Am Anfang ist das Team noch irritiert – nach einiger Zeit merken jedoch alle Kolleginnen und Kollegen, wie umfangreich die Begleitung von SchülerInnen ist. Der Respekt für Frau Becker steigt und kaum jemand möchte ihr noch mehr Arbeit aufbrummen, weil sie jetzt zu zweit sei.
Vorbereitung und saubere Ablage ist alles
Neben den Gegebenheiten auf dem Wohnbereich hat Frau Becker auch gelernt, dass eine gute Vorbereitung wichtig ist. Sie hat sich verschiedene Lernaufgaben herausgesucht und entsprechende Hintergrundinformationen für die SchülerInnen vorbereitet. Dies hat am Anfang relativ viel Arbeit gekostet. Jetzt kann sie diese Informationen bei jeder neuen Person nutzen – sie muss nur noch kurz drüber schauen, ob alles vollständig ist und ob die Informationen aktuell sind. So kann sie ihre Zeit vor Ort optimal nutzen und die SchülerInnen können sich selbst fantastisch auf die Praxisanleitung vorbereiten.
Sie merken, dass man als PraxisanleiterIn durchaus Argumente hat, um sich Ressourcen zu sichern. Die Pflegeberufereform hat Ihnen einen gewissen Stundenumfang zugesichert. Ein zentraler Punkt ist, dass Ausbildung als Teamaufgabe betrachtet wird. Wir alle wollen gute KollegenInnen und müssen uns daher auch die Zeit nehmen, motivierte SchülerInnen dahingehend zu entwickeln. Nutzen Sie Ihre eigene Motivation und versuchen Sie, diese ins Team zu bringen. Langfristig wird es sich auszahlen.
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