Gleichberechtigung in der Pflege: Zwischen Anspruch und Realität. Die unsichtbare Last der Pflege
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Die unsichtbare Last der Pflege
Pflege ist in Deutschland nach wie vor überwiegend Frauensache. Rund zwei Drittel der pflegenden Angehörigen sind weiblich, wie aktuelle Studien bestätigen. Diese ungleiche Verteilung der Sorgearbeit – auch als Gender Care Gap bezeichnet – ist ein zentrales Hindernis auf dem Weg zur echten Gleichberechtigung in der Pflege.
Warum ist die Pflege so ungleich verteilt?
Die Gründe für die ungleiche Verteilung sind vielfältig:
Traditionelle Rollenbilder: In vielen Familien wird die Pflege von Angehörigen noch immer als „natürliche“ Aufgabe der Frauen betrachtet. Diese klassischen Rollenbilder haben sich trotz gesellschaftlichen Wandels nur langsam verändert.
Ökonomische Zwänge: Der Gender Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, trägt dazu bei, dass oft Frauen ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder ganz aufgeben, um Pflegeaufgaben zu übernehmen. Für viele Paare ist es wirtschaftlich rational, dass die schlechter verdienende Person – meist die Frau – die Pflege übernimmt.
Mangelnde Wertschätzung und Unterstützung: Pflegearbeit, ob professionell oder privat, wird gesellschaftlich und finanziell oft nicht ausreichend anerkannt. Die Belastung ist hoch, die Bezahlung gering, und die Vereinbarkeit von Pflege, Beruf und Familie bleibt eine große Herausforderung.
Die Folgen der Ungleichheit
Die Konsequenzen dieser Ungleichheit sind gravierend:
Wirtschaftliche Nachteile: Frauen, die viel Zeit in unbezahlte Pflege investieren, haben geringere Chancen auf eine eigenständige Existenzsicherung, niedrigere Renten und sind stärker von Altersarmut bedroht.
Psychische und physische Belastung: Die Doppelbelastung durch Beruf, Familie und Pflege führt häufig zu Überlastung, Stress und gesundheitlichen Problemen.
Gesellschaftliche Schieflage: Solange Pflegearbeit überwiegend von Frauen geleistet wird, bleibt Gleichberechtigung ein unerfülltes Versprechen – sowohl im Privaten als auch im Beruflichen.
Was muss sich ändern?
Um Gleichberechtigung in der Pflege zu erreichen, sind strukturelle und politische Veränderungen notwendig:
Bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen: Pflegeberufe müssen attraktiver werden – durch faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen.
Mehr Anerkennung für Care-Arbeit: Unbezahlte Pflegearbeit muss gesellschaftlich und politisch stärker gewürdigt und unterstützt werden.
Gerechtere Verteilung der Pflegeaufgaben: Männer müssen stärker in die Verantwortung genommen und durch gezielte Maßnahmen motiviert werden, Pflegearbeit zu übernehmen.
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf: Flexible Arbeitsmodelle und eine bessere Infrastruktur, wie etwa verlässliche Kinderbetreuung, sind entscheidend, damit Pflege nicht zum Karrierehemmnis wird.
Reformen im Sozial- und Steuersystem: Maßnahmen wie die Reform des Ehegattensplittings oder eine Ausweitung der Pflegeversicherung könnten helfen, die Lasten gerechter zu verteilen und die ökonomische Benachteiligung von Frauen zu verringern.
Fazit
Gleichberechtigung in der Pflege ist kein Selbstläufer – sie erfordert gesellschaftliches Umdenken, politische Initiativen und konkrete Verbesserungen im Alltag der Pflegenden. Nur wenn Care-Arbeit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und entsprechend verteilt wird, können Frauen und Männer wirklich gleichberechtigt leben und arbeiten
„Echte Gleichberechtigung bedeutet auch, Care-Arbeit fair zu verteilen – in der Familie, im Beruf und in der Politik. Dafür braucht es mehr Wertschätzung, Unterstützung und strukturelle Veränderungen.“
Quelle: Magazin easierLife: Welt Frauentag: Die unsichtbare Last der Pflege