Der demografische Wandel ist in aller Munde. Politikerinnen reden ebenso davon, wie der Otto-Normal-Verbraucher. Wir alle wissen: Deutschland wird immer älter. Die Geburtenrate geht zurück. Doch wie kam es eigentlich dazu?
Weniger Junge, mehr Alte
Über 83 Millionen Menschen leben in Deutschland. Die hohe Einwohnerzahl Deutschlands ist auch auf eine starke Geburtenrate der in den 1930ern geborenen Frauen zurückzuführen. Sie bekamen damals im Schnitt mehr als zwei Kinder. Doch bereits zum Ende der 1930er Jahre begann die Zahl der Kinder zu sinken. Während zu Beginn der Babyboomer-Generation noch ein viertes und sogar fünftes oder sechstes Kind nichts Ungewöhnliches war, änderte sich dies bei den späteren Jahrgängen der Boomer. Zwischen den Frauenjahrgängen von 1937 und 1967 wurde die Kinderlosenquote fast verdoppelt. Sie stieg von 11 auf 21 Prozent an. Der Jahrgang der 1968 geborenen Frauen erreichte den historischen Tiefstand von 1,49 Kindern je Frau. Doch bereits bei den 1970er Jahrgängen erholte sich die Geburtenrate wieder etwas. Sie stieg auf knapp 1,6 Kinder pro Frau. Damit ist Deutschland aber noch immer von einer Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau weit entfernt. Diese wäre notwendig, um die Bevölkerungszahl ohne Zuwanderung zu erhalten. Dass die Deutschen heute wieder mehr Kinder kriegen, liegt vor allem daran, dass heute mehr Frauen mit über 30 Jahren Mutter werden und sich die Geburten in den ersten 29 Lebensjahren der Frauen stabilisieren. Die unzureichende Geburtenzahl ist dabei nicht das einzige Problem. Menschen werden immer älter. Während 1950 geborene Frauen noch durchschnittlich mit 68,5 Jahren fast vier Jahre älter wurden als die Männer, werden dieses Jahr geborene Mädchen 85,5 und Jungs 80,6 Jahre alt. Die steigende Lebenserwartung bedeutet dabei eine Belastung für die Pflege und das Rentensystem. Nicht nur, dass immer mehr weniger Menschen in die Rentenkassen einzahlen, während immer mehr aus ihr beziehen; auch werden immer mehr pflegebedürftig.
Junge pflegen Alte
Die über 80-jährigen sind die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe Deutschlands. Der Großteil der Leistungsempfänger aus den Pflegekassen sind 85 Jahre alt und älter. Sie allein machen zwei Drittel der Kosten aus. Der medizinische Fortschritt trägt dazu bei, dass die Menschen immer älter werden. Er trägt aber auch dazu bei, dass ältere Menschen immer länger fit bleiben. Heute ist es für viele Menschen länger möglich ein unabhängiges Leben zu leben. Expertinnen gehen davon aus, dass die Pflege durch Reformen gewappnet werden kann. Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in der Familie ist ein wichtiges Element dessen. Je länger Menschen innerhalb ihrer Familien gepflegt werden können, desto weniger wird das Gesundheitssystem belastet. Altersgerechter Wohnraum müsste geschaffen und gefördert werden, um Seniorinnen möglichst lang zu einem autonomen Leben zu befähigen. Daneben gibt es viele weitere Möglichkeiten, um die Pflege fit für die Herausforderungen des demografischen Wandels zu machen. Die Politik ist gefragt die Möglichkeiten wahrzunehmen und auch in Zukunft ein würdiges Leben im Alter zu gewährleisten.