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AutorenbildAuf- und Umbruch

Validation in der Pflege

Aktualisiert: 20. Nov. 2023

Validation ist eine Kommunikationsmethode, die Pflegekräfte dabei unterstützt, alten und dementen Menschen mit einer größeren Wertschätzung entgegen zu treten. Gerade im Umgang mit herausforderndem Verhalten kommen Pflegekräfte oft an ihre Grenzen und können mit dieser Methode sich und ihre Patientinnen entlasten. Im praktischen Alltag werden zwei Arten der Validation unterschieden. Zum einen die Validation nach Naomi Feil, die die Grundlage für Validation legte und zum anderen die Integrative Validation nach Naomi Richards, die auf den Grundlagen von Naomi Feil aufbaut.


Das Grundkonzept


Grundlage ist, sich die 10 Grundsätze der Validation nach Naomi Feil zu eigen zu machen, denn die eigene Haltung einem dementen Menschen gegenüber bestimmt unseren Umgang mit diesem.

1. Alle Menschen sind einzigartig und müssen als Individuen behandelt werden

2. Alle Menschen sind wertvoll, ganz gleichgültig in welchem Ausmaß sie verwirrt sind

3. Es gibt einen Grund für das Verhalten von verwirrten, sehr alten Menschen

4. Verhalten im sehr hohen Alter ist nicht nur eine Folge anatomischer Veränderungen des Gehirns, sondern das Ergebnis einer Kombination von körperlichen, sozialen und psychischen Veränderungen, die im Laufe des Lebens stattgefunden haben

5. Sehr alte Menschen kann man nicht dazu zwingen, ihr Verhalten zu ändern. Ein Mensch ändert sein Verhalten nur, wenn er will

6. Sehr alte Menschen muss man akzeptieren, ohne sie zu beurteilen

7. Zu jedem Lebensabschnitt gehören bestimmte Aufgaben. Wenn man diese Aufgaben nicht im jeweiligen Lebensabschnitt schafft, kann das zu psychischen Problemen führen

8. Wenn das Kurzzeitgedächtnis nachlässt, versuchen ältere Erwachsene, ihr Leben wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, indem sie auf frühere Erinnerungen zurückgreifen. Wenn die Sehstärke nachlässt, sehen sie mit dem „inneren Auge“

9. Schmerzliche Gefühle, die ausgedrückt, anerkannt und von einer vertrauten Person validiert werden, werden schwächer. Schmerzliche Gefühle, die man ignoriert und unterdrückt, werden stärker

10. Einfühlung/Mitgefühl führt zu Vertrauen, verringert Angstzustände und stellt die Würde wieder her

Laut Naomi Feil gibt es vier Phasen, in denen ein Mensch nicht abgeschlossene Lebensereignisse aufarbeitet. Je weiter der Mensch in diesen Phasen voranschreitet umso größer ist sein Rückzug aus der Realität. Der Umgang mit einem dementen Menschen muss sich an seiner aktuellen Phase orientieren und macht so unterschiedliche Validationstechniken notwendig. Grundlage ist vor jeder Validation, eine entsprechend wertschätzende Grundhaltung einzunehmen


Phase 1: Mangelhafte Orientierung – oft unglücklich


Diese Phase steht am Anfang jeder Demenzerkrankung. Die Betroffenen bekommen mit, dass ihre kognitiven Leistungen nachlassen. Um sich selbst zu schützen werden Gefühle oft geleugnet oder vergangene Konflikte auf die Gegenwart übertragen. In dieser Phase lassen sich folgende Techniken gut anwenden:

  • Offene Fragen stellen, hierbei unbedingt „Warum-Fragen“ vermeiden, da es auf diese häufig keine Antworten gibt. Wichtig ist es, die Gefühlslage des Gegenübers zu erfragen, ohne dass er oder sie sich bedrängt fühlt

  • Umformulieren, um dem Betroffenen das Gefühl zu vermitteln, dass er verstanden wird

  • Nach Extremen oder Gegenteil fragen

  • Sich gemeinsam an vergangene Tage erinnern

  • Bewährte Bewältigungsmechanismen finden, indem herausgefunden wird, wie mit einer ähnlichen Situation in der Vergangenheit umgegangen wurde


Phase 2: Zeitverwirrtheit


Demente Menschen ziehen sich in dieser Phase immer mehr in ihre Vergangenheit zurück, da sie die Defizite nicht länger leugnen oder verstecken können. In dieser Phase stehen vor allem Gefühle wie Wut, Liebe, Hass, Trauer oder das Streben nach Identität im Vordergrund.

  • Kann das Gegenüber noch verbal kommunizieren bieten sich offene Fragen ähnlich wie in Phase 1 an

  • Sprechen die Betroffenen schon weniger, sollten hingegen geschlossene Fragen verwendet werden, da es den Menschen häufig leichter fällt, wenn sie in ihren Antwortmöglichkeiten zwei Optionen haben

  • Ebenso sind nonverbale Techniken gut geeignet. Diese werden in Phase 3 beschrieben


Phase 3: Sich wiederholende Bewegungen


Gefühle können in dieser Phase nicht mehr verbal kommuniziert werden, so dass sie durch das ständige Wiederholen von Bewegungen transportiert werden. Außerdem versetzen Bewegungen betroffene Menschen häufig wieder in ihre Vergangenheit und in die Bewegungen, die sie damals zum Beispiel im Rahmen ihres Berufes ausgeübt haben. Auch sich ständig wiederholende Laute erfüllen diese Funktion. In dieser Phase werden in erster Linie nonverbale Techniken eingesetzt.

  • Spiegeln: Einfühlsamkeit und Empathie werden gezeigt, indem man Körperhaltung, Bewegungen, Gesichtsausdruck, Atemrhythmus (…) des Gegenübers annimmt und dessen Verhalten so spiegelt

  • Echter, tiefer Blickkontakt: nonverbale Kommunikation auf Augenhöhe und die Beobachtung von Gesicht und Augenpartie helfen dementen Menschen, von sich aus Blickkontakt aufzunehmen und so besser erreichbar zu werden

  • Verankerte Berührungen: je nach Gefühlslage sollten unterschiedliche Berührungen gewählt werden. Dies kann vom Halten der Hand über das Halten des Gesichts mit beiden Händen bis hin zum Über-den-Kopf-Streicheln alles sein

  • Musik/Singen einsetzen: hierbei sollten Lieder gewählt werden, die dem Betroffenen bekannt sind oder die ihn sein Leben lang begleitet haben


Phase 4: Vegetieren


In dieser Phase verschließt der demente Mensch sich vollständig und ist nur noch über verankerte Berührungen, Anerkennung oder Fürsorge erreichbar. Verbal ist nicht wichtig, was genau gesagt wird, sondern das Gefühl, das mit dem Gesagten transportiert wird. Gespräche sollten immer ein positives Gefühl vermitteln und Anerkennung ausdrücken. Wichtig ist, seine Aussagen so ehrlich wie möglich zu treffen, da auch ein schwerstdementer Mensch noch bemerkt, wie kongruent sein Gegenüber ist. Auch hilfreich können Massagen oder Aromatherapie sein.

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