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Kommunikation auf Augenhöhe



„Man kann nicht, nicht kommunizieren.“ Dieses bekannte Zitat des Philosophen, Psychotherapeuten und Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick dürfte den meisten bekannt sein. Diese Aussage bildet eines der insgesamt 5 Axiome seiner Kommunikationstheorie. Egal ob wir etwas sagen oder nonverbal mit unserer Umwelt in Interaktion treten: Wir kommunizieren immer in irgendeiner Form mit den Menschen in unserem Umfeld. Im Gesundheitswesen ist die Kommunikation mit den zu pflegenden Personen und den Kolleg*innen von besonderer Bedeutung. Wer spricht, pflegt bereits. Pflegen ohne sprechen ist kaum möglich. Reden IST also bereits pflegen und Sprache wirkt in diesem Zusammenhang wie Medizin. Der hilfebedürftige, kranke oder gar sterbende Mensch steht im Mittelpunkt allen Geschehens und ist auf Worte, Aussagen und Ansprechpartner in der Klinik oder im Pflegeheim angewiesen.


Jedes Wort der Pflegenden entfaltet seine Wirkung. Einmal ausgesprochen ist es unwiederbringlich gesagt und kann nicht wieder zurückgenommen werden. Das sollte man sich vor allem in stressigen und schwierigen Situationen vor Augen halten und seine Aussagen mit Bedacht wählen, auch wenn es manchmal schwerfallen mag. Denn mit Worten und Gesten kann in nur einer Sekunde ein anderer Mensch getröstet, aufgerichtet, ermutigt oder zum Lachen gebracht werden. In genau derselben Sekunde ist es jedoch auch möglich, einen anderen Menschen zu kränken, zu ängstigen, zu beleidigen oder etwas in ihm zum Sterben zu bringen. Die menschliche Fähigkeit verbal und nonverbal zu kommunizieren, ist unglaublich mächtig und birgt eine hohe Verantwortung für medizinisches und pflegendes Personal. Sicher liegt eine besonders große Herausforderung im Faktor Zeit. Die Anforderungen an das Pflegepersonal sind enorm hoch, die Zeit für Gespräche aber leider sehr begrenzt. Nicht die Quantität zählt, sondern die Qualität eines Gespräches.

Pflegende gestalten mit ihrer Kommunikation die Pflegebeziehung zum Pflegebedürftigen und seinen Angehörigen und haben dadurch auch eine sehr große Verantwortung allen Beteiligten gegenüber. Sie organisieren, informieren, beraten, geben Orientierung, klären auf, beruhigen, leiten an, fragen nach, hören hin und pflegen damit Menschen, Kontakte, Abläufe und auch sich selbst. Vertrauen, sich gut aufgehoben fühlen, sowohl menschlich als auch in der Fachkompetenz ist enorm wichtig für den Heilungsprozess von Personen. Ein würdiges Sterben beruht auf Empathie, Kongruenz und Wertschätzung der betreuenden Pflegefachpersonen und Ärzt*innen.


Die vier Seiten einer Nachricht

Um zu verstehen, wie Kommunikation funktioniert, ist es wichtig, einige der vielen Kommunikationsmodelle zu kennen. Eines davon ist das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun, auch bekannt das das Vier-Seiten Modell. Der Kommunikationswissenschaftler Schulz von Thun geht von der Annahme aus, dass das Senden und Empfangen einer Nachricht immer nach vier Seiten (Aspekten) interpretiert werden kann. Dies geschieht sowohl von Sender- als auch auf Empfängerseite. Die Kommunikation findet dabei auf den folgenden Ebenen statt: Sachinhalt, Beziehung, Selbstoffenbarung und Appell. Während also der Sprechende sozusagen mit vier Schnäbeln die Nachricht übermittelt, hört sie der Empfänger mit vier Ohren.


Die fünf Axiome

Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick hat folgende 5 Axiome als Basis für seine Kommunikationstheorie zugrunde gelegt:


1. Man kann nicht nicht kommunizieren.

Ein einfacher Satz, in dem viel Wahrheit steckt: Denn auch wenn wir nicht sprechen, drücken wir durch unsere Gestik, Mimik oder Körperhaltung immer etwas aus, wir kommunizieren also immer mindestens nonverbal mit unserer Umwelt.


2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.

Auch diese Regel erscheint schnell sehr logisch, wenn wir unsere tägliche Kommunikation einmal etwas genauer beleuchten. Wir können nicht rein informativ kommunizieren. Jede menschliche Äußerung enthält auch immer unsere persönliche Wertung und damit eine Beziehungsaussage.


3. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung.

Wenn wir kommunizieren, reagieren wir auf einen Reiz, etwas das wir sehen, hören, schmecken, fühlen. Ein anderer reagiert wiederum darauf. Bei Kommunikation handelt es sich also um einen Kreislauf von Ursache und Wirkung.


4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.

Das gesprochene Wort oder der Inhalt einer Aussage ist meist der digitale Teil unserer Kommunikation. Der analoge Teil stellt hingegen die Beziehung dar. Dies kann zum Beispiel über eine Zeichnung oder einen Gesichtsausdruck erfolgen. Auch hier wird also wieder deutlich, dass Regel zwei zutrifft: Es gibt immer einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt und diese beiden werden auf unterschiedliche Weisen ausgedrückt.


5. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär.

Beziehungen zwischen Gesprächspartnern basieren entweder auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit in ihren Verhaltensweisen. : Mit einigen Menschen sind wir auf einer Wellenlänge und uns schnell einig darüber, was wir tun wollen. Mit anderen ist es das genaue Gegenteil. Diese Erkenntnis ist ein sehr wesentlicher Aspekt der Kommunikation, welcher bei der Wahl der Sprache Beachtung finden sollte.

Watzlawicks Kommunikationsmodell besteht aus diesen fünf Grundregeln. Anhand dieser Regeln können viele gelungene und misslungene Kommunikationssituationen erklärt und vor allem verstanden werden.


Angebot Führungsfreitag

Zu guter Führung wird eine gute Kommunikation vorausgesetzt. Jeden Freitag bieten wir spannende Themen für Führungskräfte an. Informieren Sie sich auf unserer Webseite über die anstehenden Themen. Die Seminare finden jeweils als Online-Meetings statt. Im April beschäftigen wir uns thematisch damit, wie Ausfallzeiten durch Krankheit durch eine gute Führung reduziert werden können.


Professionelle Kommunikation in Pflege und Management von Renate Rogall-Adam | Hannelore Josuks | Gottfried Adam | Gottfried Schleinitz (2018)

Letzter Zugriff am 8.2.22




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