Das Verhalten von Menschen mit Demenz wird von professionell Pflegenden oft als herausfordernd empfunden. Die Betroffenen rufen oft nach dem Pflegepersonal, sitzen apathisch in der Ecke oder zeigen Aggressionen. Die Sporthochschule Köln hat herausgefunden: Sport kann helfen.
Wer hat was erforscht?
Die Forschungsgruppe „Gerontopsychiatrie in Bewegung“ besteht aus einer Kooperation zwischen der Sporthochschule Köln und der LVR-Klinik Köln. Sie entwickelt Trainingsprogramme für die Gesundheitsversorgung Älterer mit psychischen Erkrankungen. Dieses Jahr veröffentlichte sie neue Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass nicht nur Pflegebedürftige sondern auch das Pflegepersonal davon profitiert, wenn in der Demenzversorgung ein gezieltes Trainingsprogramm eingesetzt wird.
Erprobt wurden die Auswirkungen von kurzen über den Tag verteilten Trainingseinheiten von 20 Minuten. Zweimal am Vor- und Nachmittag trainierten die Gruppen. „Durch den Wechsel zwischen Aktivphasen und Ruhezeiten versuchen wir so, die Patientinnen und Patienten nicht nur insgesamt in hohem Maß körperlich zu aktivieren, sondern auch ihre Tagesstruktur zu stabilisieren“, erklärt Dr. Tim Fleiner, Leiter der Forschungsgruppe. Ein positiver Effekt: Die Pflegebelastung sank.
Was verbesserte sich?
Insgesamt waren die teilnehmenden Pflegebedürftigen im Rahmen der Studie für mehr als 150 Minuten pro Woche körperlich aktiv. Damit erreichten sie trotz Demenzerkrankung die Empfehlung der Leitlinie für gesunde Ältere. Die Studiengruppe zeigte bei gleicher Medikation im Vergleich zur Kontrollgruppe klinisch relevante Verbesserungen der neuropsychiatrischen Symptome. Vor allem agitiertes Verhalten und Stimmungsschwankungen verbesserten sich.
Die Verringerung der Pflegebelastung bezeichnete die Forschungsgruppe dabei lediglich als Nebeneffekt, den sie aber nicht unterschätzen und dementsprechend zentral herausheben. „Die Belastung der Pflegerinnen und Pfleger und der Angehörigen zu senken, ist ein Kernaspekt in der Behandlung von Demenzpatienten. Die Erkenntnis, dass wir durch gezieltes Training eine Verbesserung für den Patienten und sein Umfeld erreichen, ist neuartig und wichtig für die Gesundheitsversorgung Älterer“, sagt Dr. Peter Häussermann, Chefarzt der Abteilung für Gerontopsychiatrie der LVR-Klinik Köln.
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